Gastbeitrag von Henry Schulze zum Thema:
Ist Manuelle Lymphdrainage bei Infektionen/ Entzündungen erlaubt oder kontraindiziert?
(c) Henry Schulze |
Henry Schulze, Augsburg, engagierter Lymphtherapeut seit
2005, „Gute Lymphtherapie funktioniert nur mit Leidenschaft, Engagement,
Idealismus und einer großen Portion Neugier“
Ich freue mich, heute auf meinem Blog einen Beitrag von Henry Schulze veröffentlichen zu dürfen.
Henry hat bereits in meinem Buch ausführlich die Manuelle Lymphdrainage beschrieben.
Heute konnte ich ihn dafür gewinnen, sich zum Thema Manuelle Lymphdrainage bei Fieber und Infekten zu äußern.
(c) Petra Jahrend |
Manuelle
Lymphdrainage bei Infekten/Entzündungen- erlaubt oder kontraindiziert?
Gerade die Patienten die aufgrund ihrer chronischen
Erkrankungen, wie z.B. Lipo-Lymphödem, regelmäßig zur manuellen Lymphdrainage
gehen versuchen diese in ihren täglichen Alltag einzubauen. Da ja jeder den
Umwelteinflüssen ausgesetzt ist, bleibt es oft nicht aus, dass man sich eine
unter Umständen nur kleine Infektion einhandelt.
Dabei kann es sich ganz banal auch um eine Erkältung handeln
oder aber auch um einen vermeintlich kleinen Pickel, etc., etc. Wichtig dabei
ist es zu wissen, dass verschiedene Infektionen zunächst ein mal eine
Kontraindikation, also ein Behandlungsverbot, mit MLD darstellen. Hat ein
Patient z.B. Fieber aufgrund einer Erkältung, dann ist eine Maßnahme wie MLD
nicht sinnvoll, ja sogar eine Kontraindikation, denn der Körper ist eh schon
sehr stark beschäftigt mit dem Bekämpfen der Erkältung und somit in höchster
Aktivität der Abwehr und dann kommt noch einer daher und macht eine der Kreislaufbelastenden
Therapien in der Physiotherapie, eine manuelle Lymphdrainage, wenn der Körper
dann eh schon auf Anschlag arbeitet.
Da kann man sich vorstellen, dass es nicht wirklich
förderlich ist, weder für das Lymphgefäßsystem wie auch für den ganzen
Blutkreislauf, da man diesen noch zusätzlich durch die MLD belasten würde.
Daher ist es immer gut abzuwägen ob man zur gewohnten Therapie geht, wenn man
eh schon angeschlagen, erkältet oder gar Fieber hat. Bei Fieber ist es eine
ganz klare Kontraindikation – also Behandlungsverbot! Da ist auch immer ein
gutes Stück Eigenverantwortung gefragt, immerhin will man ja seinen Therapeuten
auch nicht anstecken.
Anders verhält es sich z.B. bei kleineren lokalen
Entzündungen, gerade im Ödembereich, diese sollten generell vermieden werden,
da durch die lokale Immunschwäche im Bereich der Ödeme erhöhte Gefahr besteht
eine große Entzündung wie z.B. ein Erysipel (Wundrose) hervorzurufen. Aber sei
es drum, manchmal passiert es nun mal, dass man sich z.B. beim Rasieren der
Beine einen kleinen Schnitt hinzufügt. Habe ich alles schon erlebt, auch bei
Lipödempatienten. Bei solchen kleinen Verletzungen oder kleinen lokalen
Infektionen im Ödembereich sollte natürlich gleich mit Kanonen auf Spatzen
geschossen werden, also immer gleich mit einer ordentlichen Wunddesinfektion
behandeln um Schlimmeres zu verhindern. Wenn man sich also beim Beine Rasieren
am Vortag einer MLD einen kleinen Schnitt zugefügt hat und die Wunde ordentlich
behandelt hat, kann man durchaus zur MLD gehen, diese fördert in diesem Fall
die Heilung.
Wobei Rasieren im
Ödemgebiet eigentlich nicht empfehlenswert ist, da ja eine große
Verletzungsgefahr davon ausgeht, die es ja generell zu vermeiden gilt! Aber für
manche Patientinnen gehört es nun mal dazu, was ja auch OK ist
Was man auch wissen sollte, wenn man einmal ein Erysipel
(Wundrose) hat, sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden und der verabreicht
dann adäquat ein Antibiotika. Im Akutfall ist dann dort auch Behandlungsverbot,
allerdings geht so eine Antibiotikatherapie oft ca. 14 Tage, d.h. es würde 14
Tage keine MLD stattfinden, was nicht zielführend in der Lymphtherapie ist.
Daher ist die Vorgehensweise mittlerweile so, damit die Pause mit MLD nicht zu
lange andauert, dass nach 48 Stunden Antibiotikagabe eine Therapie mit MLD
fortgesetzt werden kann.
Es wird davon ausgegangen, dass nach 48 Stunden der Spiegel
an Antibiotika im Körper so hoch ist, dass eine Weiterführung der MLD nicht
mehr schädlich bzw. zu kreislaufbelastend ist.
(c) Petra Jahrend |
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