Mittwoch, 7. Februar 2018

Manuelle Lymphdrainage bei Infektionen

Gastbeitrag von Henry Schulze zum Thema:

Ist Manuelle Lymphdrainage bei Infektionen/ Entzündungen erlaubt oder kontraindiziert?

(c) Henry Schulze
Henry Schulze, Augsburg, engagierter Lymphtherapeut seit 2005, „Gute Lymphtherapie funktioniert nur mit Leidenschaft, Engagement, Idealismus und einer großen Portion Neugier“




Ich freue mich, heute auf meinem Blog einen Beitrag von Henry Schulze veröffentlichen zu dürfen.

Henry hat bereits in meinem Buch ausführlich die Manuelle Lymphdrainage beschrieben.
Heute konnte ich ihn dafür gewinnen, sich zum Thema Manuelle Lymphdrainage bei Fieber und Infekten  zu äußern.

(c) Petra Jahrend

Manuelle Lymphdrainage bei Infekten/Entzündungen- erlaubt oder kontraindiziert?

Gerade die Patienten die aufgrund ihrer chronischen Erkrankungen, wie z.B. Lipo-Lymphödem, regelmäßig zur manuellen Lymphdrainage gehen versuchen diese in ihren täglichen Alltag einzubauen. Da ja jeder den Umwelteinflüssen ausgesetzt ist, bleibt es oft nicht aus, dass man sich eine unter Umständen nur kleine Infektion einhandelt.

Dabei kann es sich ganz banal auch um eine Erkältung handeln oder aber auch um einen vermeintlich kleinen Pickel, etc., etc. Wichtig dabei ist es zu wissen, dass verschiedene Infektionen zunächst ein mal eine Kontraindikation, also ein Behandlungsverbot, mit MLD darstellen. Hat ein Patient z.B. Fieber aufgrund einer Erkältung, dann ist eine Maßnahme wie MLD nicht sinnvoll, ja sogar eine Kontraindikation, denn der Körper ist eh schon sehr stark beschäftigt mit dem Bekämpfen der Erkältung und somit in höchster Aktivität der Abwehr und dann kommt noch einer daher und macht eine der Kreislaufbelastenden Therapien in der Physiotherapie, eine manuelle Lymphdrainage, wenn der Körper dann eh schon auf Anschlag arbeitet.

Da kann man sich vorstellen, dass es nicht wirklich förderlich ist, weder für das Lymphgefäßsystem wie auch für den ganzen Blutkreislauf, da man diesen noch zusätzlich durch die MLD belasten würde. Daher ist es immer gut abzuwägen ob man zur gewohnten Therapie geht, wenn man eh schon angeschlagen, erkältet oder gar Fieber hat. Bei Fieber ist es eine ganz klare Kontraindikation – also Behandlungsverbot! Da ist auch immer ein gutes Stück Eigenverantwortung gefragt, immerhin will man ja seinen Therapeuten auch nicht anstecken.

Anders verhält es sich z.B. bei kleineren lokalen Entzündungen, gerade im Ödembereich, diese sollten generell vermieden werden, da durch die lokale Immunschwäche im Bereich der Ödeme erhöhte Gefahr besteht eine große Entzündung wie z.B. ein Erysipel (Wundrose) hervorzurufen. Aber sei es drum, manchmal passiert es nun mal, dass man sich z.B. beim Rasieren der Beine einen kleinen Schnitt hinzufügt. Habe ich alles schon erlebt, auch bei Lipödempatienten. Bei solchen kleinen Verletzungen oder kleinen lokalen Infektionen im Ödembereich sollte natürlich gleich mit Kanonen auf Spatzen geschossen werden, also immer gleich mit einer ordentlichen Wunddesinfektion behandeln um Schlimmeres zu verhindern. Wenn man sich also beim Beine Rasieren am Vortag einer MLD einen kleinen Schnitt zugefügt hat und die Wunde ordentlich behandelt hat, kann man durchaus zur MLD gehen, diese fördert in diesem Fall die Heilung.

 Wobei Rasieren im Ödemgebiet eigentlich nicht empfehlenswert ist, da ja eine große Verletzungsgefahr davon ausgeht, die es ja generell zu vermeiden gilt! Aber für manche Patientinnen gehört es nun mal dazu, was ja auch OK ist
Was man auch wissen sollte, wenn man einmal ein Erysipel (Wundrose) hat, sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden und der verabreicht dann adäquat ein Antibiotika. Im Akutfall ist dann dort auch Behandlungsverbot, allerdings geht so eine Antibiotikatherapie oft ca. 14 Tage, d.h. es würde 14 Tage keine MLD stattfinden, was nicht zielführend in der Lymphtherapie ist. Daher ist die Vorgehensweise mittlerweile so, damit die Pause mit MLD nicht zu lange andauert, dass nach 48 Stunden Antibiotikagabe eine Therapie mit MLD fortgesetzt werden kann.

Es wird davon ausgegangen, dass nach 48 Stunden der Spiegel an Antibiotika im Körper so hoch ist, dass eine Weiterführung der MLD nicht mehr schädlich bzw. zu kreislaufbelastend ist.
(c) Petra Jahrend



















Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen